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50-Jahre Fensterbau Leopold

Beim Aufbau eines Unternehmens gibt es viele positive Erfahrungen. Es sind aber auch Fallstricke eingebaut. Ein Unternehmer aus Rosenfeld hat beides erlebt. Hier seine Geschichte.

Michael Leopolds Unternehmen Firma Fensterbau Leopold hat sich am Markt etabliert. In diesem Jahr feiert der 53-Jährige den 50. Geburtstag seines Betriebs. Er selbst leitet ihn seit 21 Jahren. Was in einer kleinen Werkstatt in der Rosenfelder Altstadt mit zwei Mitarbeitern begann, ist heute zu einem schmucken kleinen Unternehmen mit 15 Mitarbeitern und einem Auszubildenden geworden.

Michael Leopold schweift im Gespräch mit Schwäbische.de weit zurück in die Vergangenheit. In eine Zeit, in der er noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. Irgendwann in den 1950er-Jahren gründete sein Onkel im Zwinger 8 in Rosenfeld, direkt hinter der damaligen Metzgerei Gühring die Fensterbauwerkstatt Blum.

1975 übernahm Michael Leopolds Vater Rudi Leopold den Betrieb. Zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern führte er die Arbeiten weiter und bemerkte schon bald, dass das alte Refugium zu klein wurde. 1981 baute Rudi Leopold in der Siemensstraße in Rosenfeld, oberhalb der Firma Höhn, eine neue Produktionshalle. Aber nach zehn Jahren wurden auch dort die Verhältnisse immer beengter. Man habe beispielsweise keinen Brückenkran gehabt, weil die Halle zu niedrig gewesen sei, und eine zu kleine Ausstellungsfläche, erklärt Michael Leopold.

1994 schließlich wurde angebaut. Michael Leopold denkt an die Anfangsjahre des Unternehmens zurück. Er kann sich noch an die 1990er-Jahre erinnern. Daran, dass die Verhältnisse, wenn nicht besser, so doch anders gewesen sind als heute. Stichwort Bürokratie: „Damals hat ein Handschlag noch etwas gegolten“, sagt Leopold. Durch die zunehmende Bürokratisierung der Wirtschaft muss man aktuell mit Handschlägen aufpassen, wenn es um Aufträge geht. Damals habe sein Vater an einem Tag pro Woche die Büroarbeit gemacht – heute sorgen 3 Bürokräfte dafür. „Die überbordende Bürokratie ist eine Last für die Unternehmen“, so Leopold. Der Bürokratieabbau klappe nicht, im Gegenteil, es werde immer mehr.

Michael Leopold war ursprünglich gar kein Fensterbauer. Er hat bei der Firma Apelt in Rosenfeld Feinmechaniker gelernt. Nach der Meisterprüfung ist er 1996 in das Unternehmen eingestiegen und hat es zusammen mit seinem Vater geleitet. Nach einer weiteren Meisterprüfung zum Fensterbauer hat der heute 53-Jährige den Betrieb zum 1. Januar 2004 übernommen und firmiert heute als Inhaber.

Schließlich wurde das Domizil in der Siemensstraße zu klein für das expandierende Unternehmen. Zudem habe sich auch das Nachbarunternehmen Höhn stetig weiterentwickelt, erzählt Michael Leopold. „Da sahen wir schließlich nur noch aus wie eine Garage“, sagt Michael Leopold und schmunzelt. Zudem sei die Kundschaft immer anspruchsvoller geworden – ohne entsprechende Ausstellungsräume habe man die Kunden nicht überzeugen können.

Im November 2008 bezog die Firma Leopold ihre neuen Geschäftsräume in der Silcherstraße. Ein Meilenstein, wie Michael Leopold erzählt, den ein Unternehmen zuerst einmal stemmen muss.

Und dann kam der 17. Dezember 2008. Michael Leopolds Tochter Nina wurde geboren. Durch einen ärztlichen Kunstfehler erhielt Nina bei der Geburt zu wenig Sauerstoff. Heute kann die 16-Jährige nicht laufen und nicht selbstständig essen. „Wir waren alle geschockt“, sagt Michael Leopold im Rückblick auf diese schwere Zeit. Drei Monate lang fuhr er täglich zu seiner kleinen Tochter in die Kinderklinik nach Villingen.

„Es war die Hölle damals“, erzählt Leopold. Dazu sei gekommen, dass sich sein Unternehmen in der Rezession dieser Jahre in einer wirtschaftlichen Talsohle befunden hat. „Da habe ich das Flattern bekommen“, erklärt er. Aber die Familie Leopold war nicht alleine in dieser schweren Zeit. Sein Vater habe kurzerhand wieder zu arbeiten begonnen und den Sohn im Unternehmen ersetzt. Und auch die Belegschaft hielt der Firma die Treue. „Die Mitarbeiter haben alle zur Stange gehalten“, sagt der 53-Jährige.

Angesichts der schweren Erkrankung seiner Tochter hat Michael Leopold 2012 die Nina-Leopold-Stiftung gegründet. Diese spendenbasierte Einrichtung springt beispielsweise bei kostenintensiven Behandlungen und Therapien ein, die von vielen Eltern nicht gestemmt werden können. „Das ist eine Herzenssache für mich“, sagt Michael Leopold. Eine Herzenssache, die zudem sehr erfolgreich ist. Im vergangenen Jahr habe er eine enorme Summe bei den Spendengeldern geknackt, erzählt er nicht ohne Stolz.

Das Unternehmen musste eine gewisse Zeit auf das Know-how seines Inhabers verzichten. Zwischenzeitlich sieht man das Portfolio modifiziert, erläutert der Rosenfelder Unternehmer. 2017 habe man mit der Umstellung auf die CNC-Technik einen Modernisierungsschub durchgezogen, der hohe Investitionen gezeitigt habe.

Seit dem 1. März 2024 hat Michael Leopold mit Christian Ebbighausen einen weiteren Geschäftsführer mit ins Boot geholt. Die Verantwortung laste nun auf zwei Schultern, und ich bin stolz auf diese Entscheidung und auf Christian Ebbighausen. Das Unternehmen bietet heute unter anderem Sonderlösungen für den gehobenen Baustil. „Damit haben wir uns einen guten Namen erarbeitet“, sagt der Rosenfelder Unternehmer. Dazu gehören Haustüren, Fassaden, Sonnenschutz – gefertigt hauptsächlich aus Holz und Aluminium.

Die Firma Fensterbau Leopold ist heute unter anderem präsent auf dem Schweizer Markt. Innerhalb von zwei Jahren sei dieses zusätzliche Standbein aufgebaut worden – unter anderem auch als Zulieferbetrieb für kleinere umliegende Betriebe, sagt Michael Leopold. Erst kürzlich habe man neue Maschinen gekauft, um dieses Segment zu fördern.

„Wir wollen noch weiter wachsen“, erklärt der Rosenfelder Unternehmer. Aber auch für die Automation brauche man Mitarbeiter. Und die sind im Augenblick ziemlich rar auf dem Arbeitsmarkt. Man strebe an, dass man gestärkt nach vorne schaue und diesen Weg gehe, allerdings brauche man geeignete Fachkräfte. Dabei verweist Leopold auf die gute Atmosphäre im Betrieb. „Es ist ein richtig schöner Beruf“, sagt er. Und Michael Leopold hat am eigenen Leib erfahren, wie sich Situationen plötzlich und unverhofft ändern können. Und dass die Hoffnung auch in der Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Triebfeder ist. 

Bilder: Fa. Leopold  – Text: Schwäbische.de