Bericht von: Matthias Metzger, GFF
Michael Leopold und Philippe Boudot haben ein Holz/Alu-Fenstersystem entwickelt, bei dem ein Stufenisolierglas den Flügelrahmen auf der Innenseite vollständig überdeckt. Die Fertigung erfordert höchste Präzision – und wäre beinahe am Isolierglas gescheitert.
Michael Leopold steht in der Fertigung seines Betriebs im badenwürttembergischen Rosenfeld (Zollernalbkreis) und hält einen dunkel beschichteten Flügelrahmen in seinen Händen. Dessen Profil ist ungewöhnlich schmal und filigran. „Das ist mit herkömmlichen Rahmenprofilen nicht zu vergleichen“, sagt
Leopold. Zum Einsatz kommt der Holzrahmen bei dem Fenstersystem Luxa, das der Geschäftsführer von Fensterbau Leopold zusammen mit dem neben ihm stehenden Schweizer Philippe Boudot entwickelt hat.
Bei dem innovativen Holz/Alu-System überdeckt auf der Innenseite ein siebbedrucktes Stufenisolierglas den Flügelrahmen, so dass eine durchgehende glatte Fläche entsteht. Von außen ist das Flügelprofil, das auf dieser Seite aluminiumbeplankt ist, gar nicht zu sehen. Dafür sorgt die Integralbauweise des Luxa Fensters. Das Ergebnis ist ein hoher Lichteintrag, worauf auch der Name Bezug nimmt. Schließlich ist Lux (lat. Licht) die Einheit der Beleuchtungsstärke.
GANZGLASFLÜGEL AUF DER INNENSEITE
„Luxa ist ein Fenster 2.0 – extrem schlank, individuell gestaltbar und raffiniert ausgeführt“, sagt Boudot, Geschäftsführer der Schweizer Luxa Fenster GmbH. Im Vordergrund stand für ihn bei der Entwicklung der
Ganzglasflügel auf der Innenseite und des sen Ästhetik. „Die Bauherrschaft sieht das Fenster in 80 Prozent der Fälle von innen. Dort muss es optisch voll zur Geltung kommen“, sagt Boudot. Dazu tragen bei Luxa
auch die verdeckt liegenden Bänder bei – und dass die Farbe des Siebdrucks auf dem rahmenüberdeckenden Isolierglasrand frei wählbar ist.
Luxa ist ein Fenster 2.0 – extrem schlank, individuell gestaltbar und raffiniert
ausgeführt.“ Philippe Boudot, Luxa Fenster GmbH
Neben der Optik hebt Boudot die Leistungswerte des Fensters hervor, gerade mit Blick auf die Wärmedämmung: Der Uw-Wert liegt zwischen 0,74 und 0,84 W/m2K. Ferner erfüllt das System bei der Luft- und Schlagregendichtheit sowie bei der Widerstandsfähigkeit gegen Windlast die Anforderungen der Klassen 4, 9A bzw. B3. Auch möglich ist eine einbruchhemmende Ausführung gemäß den Anforderungen der Widerstandsklasse RC2, wobei dann Eiche als Holzart im Flügelrahmen zum Einsatz kommt. Ebenfalls
erwähnenswert: Das eingesetzte Dreifach-Isolierglas hat einen g-Wert von 0,51 und ist innen mit einer Scheibe aus extraweißem Einscheibensicherheitsglas (ESG) ausgeführt, was der Farbqualität des Siebdrucks
zugutekommt.
PRÄZISION IST GEFRAGT – VON ALLEN BETEILIGTEN
Die Idee zum Luxa Fenster stammt von Boudot. Er hatte sie ausgearbeitet und Zeichnungen
angefertigt. Allein, es fehlte ihm ein Partner für die Fertigung. Also wandte er sich an seinen guten Freund Michael Leopold, von dem er wusste, dass er den geforderten Qualitätsstandard liefern könne. „Ich habe sofort ja gesagt“, erinnert sich der Fensterbauer, mit dem zusammen Boudot dann die in Rosenfeld ansässige Luxa Deutschland GmbH gegründet hat. Gemeinsam feilten sie an den Details und brachten
das System zur Marktreife – wobei das Projekt am Ende fast am Isolierglas gescheitert wäre. „Wir haben lange Zeit keinen Hersteller gefunden, der uns ein vierseitiges Stufenisolierglas mit den geforderten Toleranzen liefern konnte“, sagt Leopold. Erst spät seien sie fündig geworden. „Das war unser Glück. Sonst hätten wir Luxa aufgeben müssen“, ergänzt Boudot.
Notwendig sind die engen Toleranzen außer für den perfekten Sitz des Isolierglases auf dem Rahmen u.a. deshalb, weil die Scheibe per Kleb- und Dichtstoff – und als ergänzende Sicherheitsmaßnahme per Klebeband – vollflächig mit dem Rahmen verklebt wird.
CNC-ANLAGE SORGT FÜR WIRTSCHAFTLICHE FERTIGUNG
Apropos Präzision: Auch bei der Bearbeitung des Flügelrahmens kommt es auf Genauigkeit an. So müssen die Bohrungen für den Fenstergriff und das Getriebe exakt mit den entsprechenden Ausschnitten im Glas
übereinstimmen. „Kleinste Abweichungen wären hier fatal“, sagt Leopold. „Die Präzision muss wie bei einem Schweizer Uhrwerk sein“, merkt Boudot an.
Dafür, dass es an dieser Stelle zu keinen Problemen kommt, sorgt das CNC-Bearbeitungszentrum Win line 16.67 von Biesse, mit dem Leopold seit Anfang 2017 arbeitet. Mit diesem lässt sich auch die Eckverbindung
des schmalen Rahmens stabil umsetzen: Plugtec von Leitz kommt hier zur Anwendung. Leopolds Fazit: Ohne CNC-Anlage wäre die Fertigung von Luxa zwar möglich, aber nicht rentabel.
PRÜFUNG IN BIEL: DIE MITTELPARTIE HÄLT
Über weitere Besonderheiten des Luxa Flügels hüllen sich die beiden Entwickler in Schweigen – Betriebsgeheimnis. Nur so viel: Es fange beim Lack an und höre bei der Schraube auf. „Wir verwenden einen speziellen Kleber, eine spezielle Grundierung, einen speziellen Lack, spezielle Profile und spezielle Schrauben“, sagt Boudot.
In der Zusammenwirkung passt jedenfalls alles. Das bestätigten die Prüfungen an der Berner Fachhochschule in Biel. Das System ist, wie oben ausgeführt, luft- (Klasse 4) und schlagregendicht (Klasse 9A) und erfüllt die Anforderungen der Klasse B3 bei der Widerstandsfähigkeit gegen Windlast – und
das auch bei mehrflügeliger Ausführung: Bei der Prüfung hielt die Mittelpartie der Belastung
stand, die Durchbiegung hielt sich im Rahmen. „Wegen der schmalen Ausführung des Holzrahmens war das ein spannender Moment. Da bin ich wie auf heißen Kohlen gesessen“, erinnert sich Leopold.
ZIELGRUPPE: HAUSBESITZER, DIE GANZHEITLICH SANIEREN
Erhältlich ist das System nun in verschiedenen Varianten: als Fenster in ein- und mehrflügeliger
Ausführung, als Balkontür mit Standard- oder Flachschwelle sowie als Hebeschiebe-Tür. Und wer sind die Kunden, an die sich Luxa richtet? Laut Boudot zielt das System insbesondere auf Hausbesitzer ab, bei denen die Kinder ausgezogen sind und die ihrem Haus ein zweites Leben geben möchten. Die Fenster seien dabei ein Element in einem ganzheitlichen Konzept – und in diesem Konzept könne Luxa spürbaren Mehrwert bieten durch seine Exklusivität und hohe Qualität. „Wenn die Bauherrschaft sich die Zeit nimmt, Luxa kennenzulernen, lässt das System ihr Herz ein bisschen höherschlagen“, ist Boudot überzeugt.
In Deutschland übernimmt Leopold den Vertrieb der Elemente und deren Einbau, in der Schweiz und in Frankreich erfolgt der die Wirkung von Weiterempfehlungen – wohlwissend, dass das alles seine Zeit
braucht. „Wir erwarten keinen schnellen Durchbruch. Es braucht mindestens zwei, drei Jahre, bis sich das Produkt am Markt herumgesprochen und etabliert haben wird“, sagt Leopold. Die Besonderheit des Produkts möchten sie dabei bewahren.
„Luxa ist ein Nischenprodukt und das soll es auch bleiben“, sagt der Fensterbauer. „Wenn wir auf Masse gehen, würde es uns jeder nachmachen“, ergänzt Boudot. „Der Kunde hätte keinen Mehrwert mehr, auch der Preis würde sinken.“
UND WENN DER KUNDE WENIGER GELD AUSGEBEN MÖCHTE?
Apropos Preis: Während Leopold seinen Kunden zahlreiche andere Fenstersysteme als Alternative anbieten kann, war Boudot mit der Luxa Fenster GmbH rein auf das Premiumprodukt Luxa ausgerichtet. Inzwischen
hat sich das geändert. „Wir haben gewisse Systeme von Michael auf die Bedürfnisse des Schweizer Markts angepasst und ins Sortiment für unsere Fachpartner aufgenommen.“
Zu den Leopold Systemen gehört insbesondere auch Matrix, das preislich zwischen Luxa und einem Holz/Alu-Fenster angesiedelt ist. Es handelt sich um ein Holz/Alu-Fenster, das beidseitig flächenbündig sowie wie mit vollverdecktem Beschlag ausgeführt ist und eine Flügelansichtsbreite von 42 Millimeter hat. Erhältlich ist Matrix als ein und zweiflügeliges Fenster, als Balkontür sowie als Festverglasung.
MATRIX ZIEHT KUNDEN AUS NAH UND FERN AN
Auch dieses System hat eine exklusive Zielgruppe. Leopold berichtet von einem Ehepaar, dass durch ganz Deutschland gereist sei und schließlich in Matrix ihr Traumfenster gefunden habe. „Der hohe Lichteintrag, der
mit Matrix möglich ist, war ihnen der Preis wert, auch wenn sie zunächst geschluckt hatten. Mit dem Ergebnis waren sie überglücklich“, sagt Leopold, der sich mit qualitativ hochwertigen Produkten wie Luxa und Matrix bewusst vom Markt abheben möchte. „Wer 08/15 macht, muss in der Preisspirale mitschwimmen. Wer sich im hochwertigen Segment bewegt, gehört zu den Einzigen und ist nicht einer von vielen.“

